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Stadt des Westfälischen Friedens – und der Fahrräder!

Eine kurze Stadtgeschichte: von 750 v.Chr. bis heute

Wenn Mauern sprechen könnten, hätten die Mauern in Münster eine Menge zu erzählen. Schon seit dem frühen Mittelalter spielte die Stadt eine bedeutende politische und geografische Rolle in Europa und war Schauplatz vieler wichtiger historischer Ereignisse, an denen einflussreiche Persönlichkeiten beteiligt waren. Während Münster heute vor allem für seine Universität und als Fahrradhauptstadt Deutschlands bekannt ist, gewann die Stadt in der Vergangenheit vor allem als Ort der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 an Bedeutung. Diese wichtige Verbindung zum Frieden wird in der Stadt bis heute gewürdigt und gepflegt. Aber dazu später mehr, zunächst der Reihe nach – lasst uns ganz am Anfang beginnen.

Historischen Angaben zufolge wurde die Stadt offiziell im Jahr 793 von Karl dem Großen gegründet, der seinen Berater, den heiligen Ludger, zum Bischof berief. Ludger hatte die Aufgabe, die Sachsen zu bekehren (mit denen Karl der Große im Kampf war) und das Münsterland zu evangelisieren. Er errichtete sein Kloster an den Ufern der Aa, die durch die Stadt Münster fließt. Der Einfluss des Bischofs und seines Klosters auf Münster ist noch heute deutlich zu erkennen, seine Spuren sind allgegenwärtig – es gibt Straßen und Kirchen, die nach ihm benannt sind, sein Kloster steht noch immer stolz mitten in Münster und sogar der Name der Stadt ist eine Ableitung des deutschen Wortes monasterium [1].

Im Jahr 797 gründete Ludger das Paulinum, ein Gymnasium, welches noch heute täglich seine Türen für zahlreiche SchülerInnen öffnet und als eine der ältesten Schulen Europas gilt [2]. In den folgenden Jahrhunderten war die Kirche für einen Großteil der Weiterentwicklung in der immer weiter wachsenden Stadt verantwortlich und hatte außerdem Einfluss auf die Entwicklung von Regierungskonzepten wie dem Rat und der Bürgerversammlung, welche auf das Jahr 1160 zurückgeht. Um 1300 war Münster eine der einflussreichsten Hansestädte und spielte eine wichtige Rolle innerhalb des damals stärksten Handelsblocks der Welt.

Panoramablick auf die Stadt Münster, Deutschland, von Südwesten, um 1570. Die Zwillingstürme in der Mitte sind die St.-Paulus-Dom und rechts die St. Lamberti Kirche.

Radikale Reformation

Die Macht und der Einfluss der Stadt blieben nicht unangefochten: Im 16. Jahrhundert erreichten die politischen Unruhen infolge der radikalen religiösen Reformation auch Münster. Von 1534 bis 1535 setzten Täufer aus den Niederlanden unter der Führung von Jan Mathis und Jan van Leiden ihr Regime in Münster durch, verboten den Katholizismus und errichteten ein Gemeinwesen, in dem Geld und Besitz verboten waren, so dass viele Bürger zur Flucht gezwungen waren. Als die Truppen des katholischen Bischofs die Stadt 1535 zurückeroberten, wurden die Anführer der Täufer gefoltert und anschließend hingerichtet. Ihre Leichen wurden anschließend öffentlich in den Stahlkäfigen ausgestellt, die noch heute am Turm der Lambertikirche im Stadtzentrum hängen. Der dunkle Schatten, den diese Unruhen und die darauf folgenden Kriege auf Münster warfen, sollte schon bald durch einen wegweisenden Frieden durchbrochen werden.

Lamberti Kirche mit Käfigen

Das Ende des Krieges und der Westfälische Friede

Im Jahr 1618 brach innerhalb des Römischen Reiches ein schrecklicher Krieg aus, der heute als Dreißigjähriger Krieg bekannt ist. Kleinere Unstimmigkeiten über Religion und Machtverhältnisse brachen überall im Reich aus und eskalierten schließlich zu einem ausgewachsenen Krieg, der von Historikern als einer der zerstörerischsten Kriege in der europäischen Geschichte angesehen wird – in Deutschland erlebten einige Gebiete einen Bevölkerungsrückgang von 50 %. Diese Kämpfe entfachten erneut Konflikte im Zusammenhang mit dem Achtzigjährigen Krieg, in dem die Niederlande ihre Unabhängigkeit von Spanien anstrebten und daraufhin einen zwölfjährigen Waffenstillstand halten konnten. Die Nationen, die heute als Deutschland, Spanien, Dänemark, Schweden, Frankreich und die Niederlande bekannt sind, waren mit zahlreichen immer wieder wechselnden und manchmal ungewöhnliche Bündnissen in diese Konflikte verwickelt.

Eine der historisch bedeutsamsten Perioden für die Stadt begann in den 1640er Jahren, als Gespräche zwischen den Anführern begannen, in der Hoffnung, die Kriege zu beenden. Münster wurde zu einer der neutralen Städte, in denen sich die Vertreter der am Dreißig- und Achtzigjährigen Krieg beteiligten Parteien trafen, um einen Friedensvertrag auszuhandeln, der die Zeit der brutalen Konflikte, in die ganz Europa verwickelt war, beenden sollte. Der 1648 in den Rathäusern von Münster und dem benachbarten Osnabrück unterzeichnete Westfälische Friede beendete die Konflikte, war die offizielle Geburtsstunde des heutigen Nachbarlandes Niederlande und könnte, wie einige WissenschaftlerInnen behaupten, der offizielle Beginn des Völkerrechts gewesen sein. In diesen Friedensverhandlungen wurde erstmals der Grundsatz der staatlichen Souveränität umgesetzt. Mehr als 350 Jahre später ist die Unterzeichnung der Westfälischen Friedensverträge immer noch ein bedeutsamer Teil der Identität der Stadt. Der Slogan der Stadt Münster, die auch heute noch als Stadt des Westfälischen Friedens bekannt ist, lautet „Frieden durch Dialog“.

Der Friedensschwur zu Münster/ Terborch

Der Beginn eines „modernen Münsters“

Im 18. Jahrhundert wurde das Erscheinungsbild Münsters durch mehrere imposante Bauprojekte unter der Leitung des fürstbischöflichen Baumeisters Johann Conrad Schlaun verändert. Von den barocken Bauten, die Wahrzeichen ihrer Zeit waren, sind unter anderem der Erbdrostenhof (Insert: Bild des Erbdrostenhofs) und das Münsteraner Schloss (Insert Bild des Schlosses) erhalten geblieben. Heute beherbergt das Schloss die Verwaltung der Universität und mehrere Hörsäle.

In dieser Zeit wurde auch die Promenade oder „Fahrradautobahn“ von dem Baumeister Schlaun entworfen. Dieser von Bäumen gesäumte Rundweg um das Stadtzentrum ersetzt die Festungsmauern durch eine Grünfläche, die von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.

Im 19. Jahrhundert entstanden weitere Wahrzeichen Münsters, von denen viele noch heute das Stadtbild prägen. 1875 öffnete in Münster der erste zoologische Garten und Tierpark Westfalens seine Pforten. Noch heute ist der Zoo Münster ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Die offizielle Eröffnung des Hafens im Jahr 1899 war ein weiterer Meilenstein in Münsters Geschichte: Mit der Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals wurde Münster mit der Nordsee verbunden und diente viele Jahre als strategisch günstig gelegene Hafenstadt für den Import von Getreide, Holz und Kolonialwaren [3].

Seit 1915 hat Münster durchgehend mehr als 100.000 EinwohnerInnen und ist damit eine Großstadt. Obwohl die Universität bereits im April 1780 gegründet wurde, hat erst die offizielle Gründung der heutigen Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Jahr 1902 viele Studierende nach Münster gelockt. Im Folgenden spielte die studentische Bevölkerung eine wichtige und einflussreiche Rolle in der sozialen Landschaft der Stadt.

Das Jahr 1924 markiert die Gründung des Westdeutschen Rundfunks, dessen erste Sendungen aus Münster ausgestrahlt wurden. Nur wenige Jahre später wurde ein weiteres Wahrzeichen, das die Stadt bis heute prägt, fertiggestellt: 1928 wurde der erste Teil des künstlich angelegten Aasees geflutet – der zweite Teil folgte 1931. Das damit geschaffene zentrale Naherholungsgebiet ist bis heute ein Highlight der Stadt und ein beliebter Ort, um sich zu einem Spaziergang zu verabreden, den Sonnenuntergang zu genießen oder im Sommer im Gras am Seeufer zu grillen.

Aasee Münster

Münster während des Zweiten Weltkriegs

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Münster 1933 zum militärischen Hauptquartier für weite Teile der Region machten, wurde die Villa ten Hompel, ein Herrenhaus im Besitz einer der reichsten Familien Münsters, zum Verwaltungszentrum der NS-Polizei und diente als regionale Verwaltungseinrichtung zur Planung der Deportationen von Menschen jüdischen Glaubens und anderer „politisch unerwünschter“ Gruppen in die Vernichtungslager im Osten des Dritten Reiches. Heute ist die Villa ein Museum und dient als öffentlich zugänglicher Raum für historische Forschung und Bildung [4].

Nach zahlreichen antisemitischen Ausschreitungen in den vorangegangenen Jahren (seit 1933) wurde 1938 die historische Synagoge von Münster in der Reichskristallnacht zerstört. Im Dezember 1941 wurden 100 jüdische BürgerInnen Münsters in die Vernichtungslager im Osten des Dritten Reiches deportiert, drei weitere Deportationen folgten. Von den 300 in den Osten deportierten Münsteraner Jüdinnen und Juden überlebten nur 24. (citation Astrid)

Aufgrund der militärischen Bedeutung war Münster bei Kriegsende eine der am meisten zerstörten Städte Deutschlands. Neunzig Prozent des historischen Zentrums und über sechzig Prozent des umliegenden Stadtgebietes wurden zerstört. Von den 132.800 EinwohnerInnen, die 1939 gezählt wurden, waren 1945 nur noch 23.500 übrig. Bei  Beginn des Wiederaufbaus, wurde 1949 eine authentische Wiederherstellung der historischen Altstadt beschlossen und große Teile des Stadtzentrums im früheren historischen Stil wieder aufgebaut. An einigen Gebäuden sind subtile Unterschiede zwischen Vor- und Nachkriegsfassaden erkennbar.

Hans-Peter Merten / Robert Harding World Imagery / Universal Images Group Rights Managed

Münster als weltweit bekannte Stadt

In den 1950er Jahren begann Münster, internationale Partnerschaften mit anderen Städten einzugehen und knüpfte schließlich offizielle Beziehungen zu York in England (1957), Orléans in Frankreich (1960), Kristiansand in Norwegen (1967), Monastir in Tunesien (1969), Rishon le Zion in Israel (1981), Fresno in den USA (1986), Rjasan in Russland (1989) und Lublin in Polen (1991). Die Verbindungen zu diesen „Partnerstädten“ sollen dazu beitragen, den Frieden durch kulturellen Austausch zu fördern. (map/grahic )

1977 fand in Münster die erste Ausstellung der „Skulptur Projekte“ [6] statt, an der viele international bekannte KünstlerInnen teilnahmen. Aufgrund des Erfolgs des ersten Projekts werden die Ausstellungen alle zehn Jahre mit wechselnden Themen wiederholt und zogen zuletzt über eine halbe Million BesucherInnen aus über 14 Ländern an [7]. Münster ist damit die Stadt mit den meisten modernen Skulpturen im Stadtbild geworden, die nächste Ausstellung ist für 2027 geplant.

Die "Billardkugeln" des New Yorker Künstlers Claes Oldenburg auf dem Rasen neben dem Aasee wurden zu einem der beliebtesten Exponate des Skulptur Projekts

Münster wurde 2004 mit dem LivCom Award ausgezeichnet; in der Kategorie 250.000 – 700.000 EinwohnerInnen wurde sie zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Münster beherbergt eine große internationale Bevölkerung, was auch an den zahlreichen Angeboten der Universität speziell für internationale WissenschaftlerInnen und ForscherInnen liegt. Die WWU unterhält mehr als 550 Partnerschaften mit anderen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit [8].

Die Stadtverwaltung von Münster bringt es auf den Punkt: „Münster ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Sie ist eine Stadt der Wissenschaft und des Lernens, die Stadt des Westfälischen Friedens, eine grüne Stadt, die Fahrradhauptstadt und die Klimaschutzhauptstadt Deutschlands. Westfalens traditionsreiche Landeshauptstadt ist jung: nicht zuletzt dank der rund 58.000 Studierenden. Sie ist ein hervorragender Ort zum Leben, Arbeiten, Lernen und Forschen. Hier treffen urbane Kultur, kommunale Vielfalt und erstklassige ländliche Naherholung aufeinander und stärken sich gegenseitig“ [9].

Fussnoten

Bildnachweis

Muenster panorama 1570: Panoramic view of the city of Munster, Germany, from the south-west, c1570. Twin towers in centre are St Paul’s Cathedral and to the right St Lambert’s Church.. Photography. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016.

quest.eb.com/search/300_2285450/1/300_2285450/cite. Accessed 2 Feb 2022.

Peace of westphalia: akg-images / Universal Images Group Rights Managed / For Education Use Only

The Oath of Peace at Muenster/ Terborch. Fine Art. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016.

quest.eb.com/search/109_151883/1/109_151883/cite. Accessed 2 Feb 2022.

Principalmarkt Principal Square, Munster, North Rhine-Westphalia (Nordrhein-Westfalen), Germany, Europe. Photography. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016.

quest.eb.com/search/151_2558351/1/151_2558351/cite. Accessed 2 Feb 2022.

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